Was ist Hypnose?
Hypnose ist ein psychologischer Zustand, der durch tiefe Entspannung, Fokussierung und erhöhte suggestible Bereitschaft gekennzeichnet ist. Obwohl das Wort "Hypnose" vom altgriechischen Wort "Hypnos" abstammt, welches "Schlaf" bedeutet, ist Hypnose kein schlafähnlicher Zustand, sondern eher vergleichbar mit einem intensiven Zustand der Konzentration. Diese sogenannte hypnotische Trance äußert sich durch eine vorübergehend veränderte Aufmerksamkeit im wachen Bewusstseinszustand.
Dieser Zustand kommt bei Kindern täglich viel häufiger vor als bei Erwachsenen. Es ist ein Gefühl, wie wenn man tagträumt. Während dieser Tagträumerei ist man gedanklich nicht mehr vollständig in der aktuellen Umgebung präsent, sondern lässt der eigenen Vorstellungskraft freien Lauf. Kinder und Jugendliche sind jeden Tag häufig in einem hypnotischen Zustand: beim Aufwachen, beim Spielen (Rollenspiele), beim Fernsehen, beim Einschlafen und oftmals auch beim Sport. Diese Form des Tagträumens ermöglicht es, dass unser Geist in eine andere Realität eintauchen kann, während wir äußerlich in einer anderen Situation verharren. Hypnose ist also grundsätzlich etwas, was wir kennen.
In der Hypnose arbeiten wir mit dem Unterbewusstsein. Dies geschieht durch das Einleiten einer entspannten Trance, welche es ermöglicht, sich mehr auf innere Prozesse zu konzentrieren und weniger auf äußere Ablenkungen zu reagieren. Hypnose bedeutet nicht, die Kontrolle zu verlieren. Aufgrund des im Rahmen einer Hypnosesitzung erhöhten Aufmerksamkeitszustand erinnert man sich an alles, was in der Sitzung gesagt und gemacht wurde. Auch behält man zu jeder Zeit die Kontrolle über die eigenen Handlungen und kann nicht zu etwas gezwungen werden, das gegen die eigenen moralischen oder ethischen Grundsätze verstößt oder dem eigenen Willen entgegen steht. Dies bedeutet, dass ohne das eigene Mitwirken keine nachhaltigen Ergebnisse erzielt werden können. Die Person muss von sich aus eine Veränderung erzielen wollen.
Wirkungsweise
Um die Wirkungsweise von Hypnose zu verdeutlichen, ist es zunächst wichtig zu verstehen, wie unser Gehirn, Verstand und Geist funktionieren. Eine Unterscheidung wird dabei zwischen dem Bewusstsein, dem Unterbewusstsein und dem Unbewussten getroffen.
Unser Unbewusstes steuert automatische Prozesse unseres Körpers. Dazu zählen z. B. der Herzschlag, das Immunsystem und die Körpertemperatur. Das Bewusstsein ermöglicht uns analytisches, rationales und logisches Denken. Es umfasst unser Kurzzeitgedächtnis, unterstützt die Generierung von Willenskraft und rationalisiert, warum wir bestimmte Dinge tun. In der alltäglichen Hypnoseerfahrung wird deutlich, dass viele Aspekte durch das Unterbewusstsein gesteuert werden.
Im Unterbewusstsein befindet sich unser Langzeitgedächtnis, in dem jede erlebte Erfahrung gespeichert bleibt. Durch Hypnose kann auf diese Erinnerungen zugegriffen werden. Das Unterbewusstsein steuert ebenso Gewohnheiten und Emotionen. Eine seiner Hauptfunktionen besteht darin, uns vor realen oder eingebildeten Gefahren zu schützen.
Der sogenannte kritische Faktor (auch Türsteher oder Filter) liegt zwischen dem Bewusstsein und dem Unterbewusstsein. Er bewertet Informationen wie Suggestionen. Sind diese Informationen bereits im Unterbewusstsein vorhanden, passieren sie den kritischen Faktor problemlos und verstärken die dortige Information. Neue Informationen haben es schwerer, am kritischen Faktor vorbeizukommen, da mit zunehmendem Alter einer Person der Widerstand des kritischen Faktors steigt.
Besonderheit bei Kindern
Im Fall von Kindern besteht eine besondere Dynamik. Informationen und Suggestionen gelangen relativ mühelos ins Unterbewusstsein, da es für ihre Entwicklung entscheidend ist, dass Kinder schnell lernen und viele Informationen aufnehmen. Das bedeutet, dass Informationen nahezu widerstandslos akzeptiert werden, da der kritische Faktor in jungen Jahren noch nicht weit entwickelt ist. Aufgrund ihres jungen Alters werden neue Informationen zudem seltener mit bereits vorhandenem Wissen abgeglichen. Somit ist das Unterbewusstsein eines Kindes anfälliger für negative Suggestionen. Von der Zeit im Mutterleib bis etwa zum Alter von fünf Jahren nehmen Kinder Informationen und Emotionen nahezu widerstandslos auf.
Durch Hypnose ist es möglich, auf die Erinnerungen des ungeborenen Kindes von etwa drei Monaten, zuzugreifen, manchmal sogar noch früher. Diese Fähigkeit eröffnet Einblicke in potenzielle Schwierigkeiten, die das Kind bereits im Mutterleib erleben kann. Negativen Emotionen infolge von elterlichem Stress oder Streit, das Miterleben von Unfällen im Bauch der Mutter (z. B. beispielsweise Autounfälle) oder auch eine potenzielle Traumatisierung durch die Geburt selbst können relevante Aspekte sein. Auch die ersten Lebensjahre sind von großer Bedeutung. So haben Kinder im Alter von 0-2 Jahren noch keine vollständige Eigenwahrnehmung entwickelt und neigen dazu, die Schuld für belastende Vorfälle auf sich zu nehmen. Diese Phase, geprägt von einer mangelnden Eigenwahrnehmung und einem fehlenden schützenden Mechanismus.
Die vollständige Entwicklung des kritischen Faktors erfolgt erst im Alter von 10 bis 12 Jahren. Dadurch lässt sich auch erklären, warum junge Kinder bis zu einem gewissen Alter oftmals an den Osterhasen, das Christkind, die Zahnfee und den Weihnachtsmann glauben. Mit Hilfe von Hypnose können ein tieferes Verständnis für diese frühen Prägungen erlangt und gegebenenfalls unterstützende Interventionen angeboten werden.